Über die Giftigkeit von Vogelspinnen wurde schon viel Falsches berichtet. Leider wird immer wieder, vor allem in der Sensationspresse, berichtet, daß Vogelspinnen Menschen durch ihr tödliches Gift umgebracht haben.
Oft wird dann noch davon gesprochen, daß diejenigen Personen "gestochen" worden seien, woran man sofort die Inkompetenz der Autoren erkennt.
Die Wahrheit ist, daß bis zum heutigen Zeitpunkt keine Vogelspinne bekannt ist, deren Biß bei einem erwachsenen, gesunden Menschen zum Tode führen kann.
Sicherlich gibt es Spinnen, deren Biß bei Menschen zum Tode führen kann. Dazu zählt z.B. die schwarze Witwe.
Vogelspinnen gehören jedoch nicht dazu. Tatsache ist, daß das Gift der Vogelspinnen auf Warmblüter nur schwach wirkt. Bei Reptilien z.B. ist die Giftwirkung wesentlich stärker.
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Die Schwarze Witwe. Im Vergleich zu einer Vogelspinne unscheinbar, kann aber für einen Menschen tödlich sein. |
Alle Vogelspinnen haben Gifte, die zur Lähmung und Verdauung der Beute eingesetzt werden.
Die Zusammensetzung und Stärke des Giftes ist von Art zu Art unterschiedlich. Manche Arten setzen das Gift auch zur Feindabwehr ein, was aber generell nur im äußersten Notfall geschied. Nie greift eine Vogelspinne aus Mutwilligkeit an !
Viele neuweltliche Arten besitzen am Hinterleib Brennhaare, die starke Hautreizungen verursachen können.
Bei Gefahr wird dem Angreifer entweder das Abdomen entgegengehalten (z.B. Gattung Avicularia) oder aber mit den Hinterbeinen Brennhaare abgestreift und aufgewirbelt, das sogenannte "Bombadieren" (z.B. Gattung Brachipelma).
Afrikanische und asiatische Arten haben keine Brennhaare, ihr Gift ist dafür stärker als das der amerikanischen Arten.
Die Giftwirkung auf den Menschen ist je nach Art wirkungslos, manchmal sehr schmerzhaft, auch Beschwerden wie Fieber, Krämpfe und Nekrosen sind aufgetreten (z.B. Gattung Peocilotheria).
Schwerwiegende gesundheitliche Schäden oder gar Todesfälle durch Vogelspinnen sind nicht bekannt. Die überwiegende Anzahl der Vogelspinnenarten ist für den Menschen nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich.
Wird ein Mensch von einer Vogelspinne gebissen, so besteht für ihn eher die Gefahr einer Blutvergiftung durch Bakterien, die von den Beißwerkzeugen übertragen werden. Der Biß einer Vogelspinne ist allerdings äußerst schmerzhaft.
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Die Kieferklauen (Chelizeren) einer Vogelspinne. |
Wer allerdings gegen Insektengifte ( z.B. gegen Bienen- und Wespenstiche) allergisch ist, sollte mit Vogelspinnen nicht ohne Hilfsmittel (Pinzette, Heimchendose) hantieren.
Ich selbst wurde noch nie von einer Vogelspinne gebissen.
In einem Fall wurde ein 23 jähriger von einer Brachypelma vagans in die Kuppe des rechten Zeigefingers gebissen. Die Giftwirkung war so gering, daß der Gebissene ohne Beeinträchtigungen seinen normalen Tagesablauf beenden konnte.
In einem weiteren Fall wurde derselbe beim Fotografieren einer Hysterocrates herkules von dem Tier in den Spann des rechten Fußes gebissen. Hier trat eine örtliche Hautrötung auf, ein kribbeln im betroffenen Fuß setzte ein und später traten leichte krampfartige Lähmungserscheinungen im rechten Bein ein. Die Beschwerden hielten einige Tage an.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass asiatisch und afrikanische Vogelspinnenarten "giftiger" sind als neuweltliche Arten (Amerika). So ist bekannt das Bisse von Poecilotheria spec. oder Pterinochilus spec. zu starken Hautrötungen und auch zu Lähmungserscheinungen führen können.
Die Körperreaktionen auf einen Vogelspinnenbiss hängen jedoch auch von jedem einzelen ab. Falls der Gebissene gegen Vogelspinnengift allergisch ist, können ernsthafte Beschwerden auftreten.
Grundsätzlich sollte man mit Vogelspinnen so hantieren, daß das Tier gar nicht die Möglichkeit zu einem Biß bekommt. Sollte es dennoch einmal dazu kommen, so ist in erster Linie Ruhe zu bewahren.
In der Regel wird die Wunde schmerzen, was meist schon an der mechanischen Einwirkung der Chelizeren liegt. Sollte der Kreislauf stabil bleiben und sollten auch sonst keine Beschwerden auftreten, so genügt es in der Regel die Wunde zu desinfizieren und ggf. eine Thetanusimpfung durchzuführen.
Sollten dennoch Probleme auftreten, ist ein Arzt aufzusuchen, der in der Regel symptomatisch behandelt. Seren gibt es zur Behandlung von Vogelspinnenbissen nicht, da sie nicht notwendig sind.
Zwischenzeitlich wurden auch die Vogelspinnengifte von der Pharmaindustrie entdeckt und eingesetzt.
In Australien z.B. werden die Gifte zur Herstellung von Schlaftabletten verwendet. Diese Schlaftabletten haben den Vorteil, daß ihre Wirkung nicht nachläßt, sprich, daß auch nach längerer Einnahme keine höhere Dosierung notwendig ist.
Derartige Arzneimittel sind in Deutschland jedoch nicht zugelassen. Mittlerweile beschäftigen sich einige Wissenschaftler mit dem Thema der Vogelspinnengifte. So wurden Apparaturen entwickelt, um Vogelspinnen zu "melken", was man bislang nur von Schlangen kannte.
Das gewonnene Gift dient in erster Linie der Analysierung, da die Zusammensetzung des Giftes der meisten Vogelspinnenarten noch unbekannt ist.